Seit Mai dieses Jahres verstärkt die Provenienzforscherin Shammua Maria Mohr das Team des Institut Mathildenhöhe Darmstadt. In den nächsten zwei Jahren wird die neue Mitarbeiterin systematisch recherchieren, ob Gemälde in den Bestand der Städtischen Kunstsammlung Darmstadt gelangten, die den Besitzern während der NS-Zeit von 1933 bis 1945 unrechtmäßig entzogen worden waren. Finanziert wird die Forschungsstelle für Provenienzforschung vom Deutschen Zentrum Kulturgutverluste, einer Stiftungseinrichtung von Bund und Ländern – vorerst bis ins Jahr 2019.
Eine erste Prüfung durch das Institut Mathildenhöhe Darmstadt ergab, dass sich die Zahl der Gemälde, deren Entstehungszeit vor 1945 liegt und die nach 1933 in die Sammlung gelangten, auf etwa 550 beläuft. Ein Großteil davon wurde nach 1945 erworben und stammt aus dem Kunsthandel. Ebenso wurden Werke direkt von Privatpersonen angekauft. In vielen Fällen sind die Erwerbungsumstände jedoch ungeklärt und werden somit Teil der aufwendigen Forschungsarbeit.
Shammua Maria Mohr studierte Geschichtswissenschaften und Kunstgeschichte mit Schwerpunkt im 19. und 20. Jahrhundert. Bei Archivrecherchen stieß sie auf Dokumente zum Handel mit Gegenständen aus jüdischen Haushalten während der NS-Zeit und entwickelte großes Interesse an der Provenienzforschung. Im vergangenen Jahr untersuchte Mohr Bestände des Linden-Museums Stuttgart nach NS-Raubgut und konnte dabei die Herkunft von 370 Objekten aufklären.
Die Städtische Kunstsammlung Darmstadt verfügt über einen Gesamtbestand von über 20.000 Werken. Dazu zählen nicht nur Gemälde, sondern auch Arbeiten weiterer Gattungen (u.a. Skulptur, Kunsthandwerk und Grafik) aus der Zeit der Romantik bis zur zeitgenössischen Kunst.
Dr. Philipp Gutbrod, Direktor des Institut Mathildenhöhe Darmstadt, stellt fest: “Da wir vom Institut Mathildenhöhe uns stets unserer gesellschaftlichen und historischen Verpflichtung bewusst sind, haben wir in der Vergangenheit immer wieder die Herkunft einzelner Exponate der Städtischen Kunstsammlung mit unseren Möglichkeiten überprüft. Durch die Finanzierung haben wir nun aber erstmals die Chance, systematische Forschung zu betreiben. Das ist für uns ein neuer Meilenstein. Allein der Restitutionsfall des Gemäldes „Frühlingssturm“ von Ludwig von Hofmann, ehemals aus der Sammlung Rudolf Mosse (1843 – 1920), hat uns in den letzten zwei Jahren wieder einmal vor Augen geführt, wie notwendig und wichtig diese Aufgabe ist.“
Die zweijährige Forschungsstelle am Institut Mathildenhöhe Darmstadt wird finanziert von:
Deutsches Zentrum Kulturgutverluste