Die Ausstellung
Ilona Rueggs Luft Haus ist ein Projekt im Zwischenraum - und dies ganz wörtlich und im mehrfachen Sinn: Irgendwo zwischen Hausbau und Lager, zwischen Russischer Kapelle und Platanenhain, zwischen Abbau und Aufbau der Mathildenhöhe-Ausstellungen wird für wenige Tage ein sonst kaum beachteter Passagenort aktiviert, markiert, ventiliert. Ebenso sperrig wie luftig wird hier erprobt, was es heißt, ein Haus aus dem Verkehr zu ziehen, bevor es überhaupt Haus geworden ist - und was dabei zu erfahren ist. Ein Kunst-Haus von heute grüßt die Ahnen der Künstlerkolonie von 1900.
Im Rahmen des Projekts TIEFLADER / ZEITBAU 3, das letzten Herbst in Zusammenarbeit mit dem Frankfurter Kunstverein stattfand, wurde Ilona Ruegg von der Architektin Simone Neubauer, Architekturbüro Umbauter Raum, auf ein in Planung befindliches Orchideenhaus angesprochen. Dieses 5 x 5 x 3.60 m große Gewächshaus soll aus vorgefertigten Betonelementen gebaut werden.
Vor der endgültigen Fertigstellung des Gebäudes in der Nähe von Frankfurt, wird der Transport der vorgefertigten Bauteile von der eigentlichen Route in Richtung Bauplatz zur Mathildenhöhe umgeleitet und für eine Arbeitswoche unterbrochen. Ilona Ruegg wird in nächster Nähe zu Joseph Maria Olbrichs Jugendstilbauten eine Art Zwischenlager des fragmentierten Hauses errichten. Im zukünftigen Orchideenhaus werden notwendigerweise Ventilatoren für die Luftumwälzung zum Einsatz kommen, um damit ein konstantes Klima für die Kultivierung der Orchideen zu schaffen. Zum Zeitpunkt des Zwischenlagers gibt es keinen vom Außenraum unterschiedenen Innenraum. Gleichwohl kommen Ventilatoren ins Spiel. Sie beziehen ihren Strom aus dem Institut Mathildenhöhe und verwirbeln die Luft der Umgebung. Die aufkommende Luftbewegung kann so alle am Ort vorkommenden Sachverhalte und Vorkommnisse streifen: die kurzfristig lose gelagerten Elemente, welche schon einen zukünftigen Ort bezeichnen, aber auch den tatsächlichen Ort mit Gebäuden, die im weitesten Sinne einen Kultivierungsauftrag haben, und ebenso die vorbeigehenden und sich dort aufhaltenden Personen.
Den Luftströmen ausgesetzt, macht das fragmentierte Orchideenhaus, die Einbindung aller Bedingungen und Beteiligungen wahrnehmbar. Die Unterbrechung des Prozesses, der aus losen Elementen einen geschlossenen Raum schaffen wird, ermöglicht auf der Mathildenhöhe einen kurzen Moment des Potenziellen.