Bilder der Ausstellung
- Albin Müller, Turmuhr an der Nordseite des Hochzeitsturms, Darmstadt, 1914, © Bildarchiv Foto Marburg / Ingo E. Fischer
- Albin Müller (Entwurf) / Wächtersbacher Steingutfabrik (Ausführung), Prunkvase, 1914/15, Institut Mathildenhöhe, Städtische Kunstsammlung Darmstadt, Foto: Gregor Schuster
- Albin Müller, Ateliergebäude, Darmstadt, 1914, aus: Wilhelm Gerling, Künstlerkolonie Mathildenhöhe Darmstadt, Magdeburg: Wohlfeld, 1928, Institut Mathildenhöhe, Städtische Kunstsammlung Darmstadt
Die Ausstellung
Im Herbst 2021 feiert das Institut Mathildenhöhe den 150. Geburtstag des Architekten, Designers und Raumkünstlers Albin Müller. Die Ausstellung im Museum Künstlerkolonie legt einen besonderen Schwerpunkt auf Müllers wechselseitige Tätigkeit als Künstler-Entwerfer und Lehrer in den Jahren 1900 bis 1914.
An der Kunstgewerbe- und Handwerkerschule Magdeburg setzte Albin Müller zwischen 1900 und 1906 wesentliche Impulse zur Reform der Unterrichtsgestaltung. Gleichzeitig profilierte er sich als Entwerfer für Kunsthandwerk und schuf ein breites Spektrum an Gebrauchsobjekten. Indem er Kontakte zu regionalen Manufakturen vermittelte, förderte er zudem die Entwurfstätigkeit seiner Schüler*innen. Bereits vor seiner Berufung an die Künstlerkolonie Darmstadt im Herbst 1906 hatte Müller internationale Erfolge gefeiert: Seine Innenausstattungen wurden auf den richtungsweisenden Ausstellungen in Turin 1902, St. Louis 1904 und Dresden 1906 prämiert.
Von 1907 bis 1911 unterrichtete Albin Müller als Professor für Raumkunst an den Großherzoglichen Lehrateliers für angewandte Kunst in Darmstadt. 1908 wurde er sogar zum leitenden Architekten der Künstlerkolonie Darmstadt ernannt – eine Position, die vor ihm nur Joseph Maria Olbrich innehatte. Gezielt setzte Müller das Publizieren als Vermittlungsstrategie ein: Über reich bebilderte Bücher und Mappenwerke zirkulierten die Entwürfe für Architektur und Raumkunst, die er für die Ausstellungen auf der Mathildenhöhe konzipiert hatte.
Die Miethäusergruppe war Albin Müllers Hauptbeitrag zur letzten Ausstellung der Künstlerkolonie Darmstadt im Jahr 1914. Heute ist das Ateliergebäude mit seiner bemerkenswert sachlichen Nordfassade und der schematisch strukturierten Südfassade der einzige noch erhaltene Bau des ursprünglich acht Häuser umfassenden Ensembles. Mit der innovativen Verbindung von Künstlerwerkstätten und Wohnräumen dachte Müller die mit den Künstlerhäusern von 1901 bereits formulierte Einheit von Arbeiten und Wohnen weiter. Zu seinen Werken, die heute noch am Originalort zu sehen sind, zählen unter anderem auch das Wasserbecken vor der Russischen Kirche („Lilienbecken“), der keramische Gartenpavillon („Schwanentempel“) und die Mosaiknische an der Ostseite des Ausstellungsgebäudes.
Reduzierte, geometrische und funktionale Formen – dieses Credo verfolgte Albin Müller in seinem Gestaltungsprozess. Als Mitglied des Deutschen Werkbundes vertrat er die Auffassung, zeitgemäßes Design einer breiten Bevölkerungsschicht zugänglich zu machen. Neben Entwürfen für Architektur und Raumkunst präsentiert die Ausstellung Möbel sowie Gebrauchs- und Ziergegenstände, die in Kooperation mit rund 25 Herstellerfirmen entstanden sind. Erweitert wird die Schau um Arbeiten von Müllers Kollegen in Magdeburg und Darmstadt, wie etwa Paul Bürck und Fritz von Heider. In einer abwechslungsreichen Zusammenstellung von Werken der Städtischen Kunstsammlung Darmstadt sowie Leihgaben aus öffentlichen und privaten Sammlungen wird die Vernetzung der beiden Städte als Zentren der Reformbewegung in Deutschland veranschaulicht.
Ausstellungskuratorin: Dr. Sandra Bornemann-Quecke, Institut Mathildenhöhe Darmstadt